Carl Barks mußte erst 93 Jahre als werden, um Amerika zum ersten Mal zu verlassen. Tatsächlich ergab es sich einfach nicht in demn turbulenten Lebensplan des Altmeisters über die Staatsgrenzen der USA zu reisen. Nicht einmal nach Mexico. Oder Canada. Und schon gar nicht Europa.
In den letzten Jahren war es vor allem der Gesundheitszustand seiner Frau Garé, die Barks daran hinderte, den immer lauter werdenden Rufen seiner internationalen Fans, den immer zahlreiher werdenden Einladungen von Verlagen, Salonen und Journalisten Nachfolge zu leisten. Erst nach dem Tod seiner Frau konnten die Manager von Barks, die sich insbesondere um das Berwahren seiner Copyrights kümmern, eine große Tour für den Altmeister organisiseren.
Und was für eine Tour! Von Skandinavien angefangen über Deutschland Italien und Frankreich und noch einigen Stationen bereiste der mehr als rüstige 93jährige Europa. Er hielt Interviews und Pressekonferenzen, gab langandauernde Signierstunden, besuchte Ausstellungen, die ihm zu Ehren abgehalten wurden, und fand auch noch Zeit für ein wenig Sight-Seeing.
In Deutschland waren seine Verpflichtungen besonders dicht, sind doch die Deutschen neben den Italienern, die ausgiebigsten Disney-Konsumenten, und vielleicht sogar die größten Barks-Liebhaber überhaupt. So belebete Barks mehrere Fernsehsendungen und Videoproduktionen mit frischen Erinnerungen und Einsichten und fand auch Zeit, sich in München einer geselligen von Barks deutschem Verlag Ehapa organisierten Gesprächsrunde mit Vertretern fast aller Comic-Fachmagazine Deutschlands zu stellen.
Bei dem zirka einstündigen, informellen Gespräch zeigte sich Barks von einer für einen 93jährigen erstaunlichen Vitalität und geistiger Helle, er erinnerte sich oft noch an kleinste Details seiner Geschichten. Zwar mußte Bill Grandey, der Manager von Barks, gelegentlich einige Fragen lauter wiederholen, das war aber auch schon die einzige Beeinträchtigung.
Da das Ganze eher eine Art lockeres Gespräch und weniger ein Interview oder eine Pressekonferenz darstellte, kam es öfters zu leichten inhaltlichen Sprüngen. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, zeigt sich hier ein interessantes Bild einer lebenden Legende, die im persönlichen Umgang gar nicht freundlicher und ganz einfach menschlicher hätte sein können.
Bei dem Gespräch anwesend waren Bill Grandey und Kathy Morby, die
Manager von Mr.Barks, Michael Walz und Georg Tempel von der Ehapa
Comic Collection, Susanne Gerold von Comic Speedline
, Wolfgang Höhne
von revolution nr.9/Comic!
(Icom), Frank Thiel von der
Sprechblase
sowie Wolfgang Zenker und Harald Havas von Comic Forum
. Später
gesellte sich noch Comic-Journalist, -Übersetzer und -Experte Wolfgang
J.Fuchs dazu.
Carl Barks (beim Durchblättern eines Fachmagazins): Ich sehe viele verschiedene Künstler, viele verschiedene Stile hier drinnen, nicht nur die Duck-Welt. Bekommen Sie hier in Deutschland und Österreich irgendwelche Superhelden-Comics?
Comic Forum: Schon, aber sie sind nicht so verbreitet.
Carl Barks: Es ist erstaunlich, daß sie hier nicht so populär sind, wo doch so viele Leute in Amerika verrückt nach ihnen sind. Aber es ist vor allem eine Sammler-Verrücktheit, die dort los geht. Leute kaufen 100 Stück von 1er Nummern...
Comic Forum: Wie gefällt Ihnen Ihre Reise bis jetzt, es ist ja Ihre erste...
Carl Barks: Ich fühle mich wie ein Superheld, das alles tun zu können...
Comic Forum: Sie sehen auch gar nicht angestrengt aus.
Carl Barks: Ich habe Glück, ich schlafe in der Nacht sechs Stunden und wache frisch und munter auf. Das konnte ich früher nie. Es muß wohl das Vorausschauen auf den neuen Tag, was als nächstes kommt, sein, das mich so munter macht.
Comic!: Was haben Sie schon gesehen in Deutschland?
Carl Barks: Nun, ich war in Stuttgart und jetzt bin ich in München. Wir sind ein paar Mal in der Gegend von Stuttgart. herumgefahren, zu ein paar alten Schlössern, sonst hab ich hauptsächlich gesehen, was an mir vorbeikam als ich mit dem Schnellzug nach München gefahren bin. So (deutet) - Wuuuuusch! - schon war's vorbei.
Comic Forum: Sie haben ja auch Ihre deutsche Stimme, Frau Dr. Erika Fuchs, getroffen.
Carl Barks: O ja, ich hab sie getroffen, und war sehr beeindruckt, sie ist so ein distinguierte Person. Sie wird zwar alt jetzt, aber sie ist sehr hell hier oben (deutet zum Kopf). Sie ist eine Zierde dieses Geschäfts.
Comic Forum: Sie übersetzt ja immer noch.
Carl Barks: Ja sie bereitet sich auf die Übersetzung der letzten Geschichte vor, die ich gemacht habe.
Ehapa:
Horsing around History
ist Barks' neueste
Geschichte, 24 Seiten, die von William Van Horn
zeichnerisch umgesetzt wird. Sie wird Ende des Jahres auf Deutsch
erscheinen.
Comic Forum: Eine brandneue Barks-Geschichte?
Carl Barks: Eine brandneue Barks-Geschichte. Allerdings habe ich die Zeichnungen nicht gemacht. Bill van Horn hat auch ein paar eigene Ideen in die Dialoge eingefügt, und hat das sehr verbessert, denn ich war schon ein bißchen eingerostet darin, wie man die Dialoge auf die Spitze bringt, damit sie richtig spritzig werden.
Comic Forum: Eine Enten-Geschichte?
Carl Barks: Ja, mit Onkel Dagobert ($crooge), den Panzerknackern (Beagle Boys), Donald... Die alte theatralische Geschichte von dem reichen Mann und den Räubern und die Schatzjagd und all das.
Comic Forum: Ist Europa auch nur annähernd so, wie sie es erwartet haben?
Carl Barks: Nein... nein, ist es nicht. Es hat das, was ich erwartet habe, übertroffen. Ich habe erwartet alte, märchenhafte Gebäude zu sehen, so wie aus alten Märchenbüchern - und ich habe herausgefunden, sie sehen noch mehr so aus, wie ich erwartet habe.
Comic Forum: Besonders Stuttgart und München sind so gebaut.
Carl Barks: Ja, allerdings, all diese Gebäude diese Straßen sehen aus als wären sie direkt aus Grimms Märchen.
Comic Forum: Das nächste Mal sollten sie nach Wien fahren, dort ist es noch schlimmer. Unser letzer Kaiser ist vor etwa 70 Jahren abgesetzt worden, aber wir haben die Monarchie noch immer nicht überwunden.
Carl Barks: Dann haben sie noch Phantasie-Könige, nun, das scheint mir eine vernünftige Idee.
Sprechblase (Frank Thiel stellt sich vor): Ich schreibe für ein Magazin, das von einem Verlag herausgebracht wird, der sich auf Reprints aus Deutschlands Goldenem Zeitalter spezialisiert hat, ich schreibe dabei über die neuen Comics.
Carl Barks: Neue Comics, und was haben Sie darüber zu sagen?
Sprechblase: O sehr viel, es gibt eine große Menge sehr unterschiedlicher Comics für jedermann...
Carl Barks: Wenn ich zurück bin werde ich mir mal viele neuere Comics ansehen, um herauszufinden, worüber alle sprechen. Ich werde mir auch die neuen Disney- und Enten-Comics ansehen. Ich war die letzten 12 Jahre so mit Malen beschäftigt, daß ich den Anschluß an das, was in der Comic-Welt so passiert, verpaßt habe.
Speedline:
Sie haben einmal eine Geschichte namens Trala La
geschrieben, und ich würde gerne wissen, ob sie alle Dinge
beabsichtigt haben, die da drin sind? All die symbolischen Dinge über
Kapitalismus und so?
Carl Barks: Nun... ich glaub schon (lachen). Die Story kreist um eine sehr lustige Situation, eine seltsame Situation... warum das also nicht ausnutzen? Also, hab ich das ausgewälzt und so geschrieben, das es am Ende aussah, wie ein Stück Propaganda für den Kapitalismus. Mit einer Person, die den ganzen Wohlstand hat, und die anderen haben nichts...
Ehapa: Ist das eine Ihrer Lieblingsstories?
Carl Barks: Ja, das ist sie. Man muß ein geschickter Handelsmann sein, um in der Welt weiter zu kommen, egal unter welcher Regierung der Ort steht.
Speedline: Was mich auch auffällt ist das Trala La hinter Bergen versteckt ist, ein Hinweis darauf, daß es keinen solchen Ort gibt? Wo es keinen Kapitalismus gibt?
Carl Barks:
Ich weiß. Es ist praktisch unmöglich, daß ein solcher Ort
existieren könnte. Aber es war ein idealer Platz, wie die Geschichte,
auf die ich Trala La
basierte: es ist eine Geschichte namens
Shangri-La
- ein Platz wo jeder extrem glücklich ist und wo niemand
versucht, den anderen reinzulegen.
Comic Forum: Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sind Fans von Carl Barks, aber war Carl Barks jemals Fan von irgendjemand?
Carl Barks: Schon, aber ich folge keiner Mode sehr lange. Wenn Sie mal so alt sind wie ich, werden sie feststellen, daß sie mit der Zeit ziemlich viele Dinge hinter sich lassen. Ich erinnere mich gerne verschiedener Dinge, aber ich war immer gerne bereit, Neues auszuprobieren. Natürlich Dinge wie Prinz Eisenherz (Prince Valiant) werden niemals untergehen. Diese Geschichten, diese Zeichnungen werden noch viele, viele Jahre bestehen, vielleicht sogar Jahrhunderte. Das sind Klassiker.
Comic Forum: Kannten Sie Hal Foster?
Carl Barks: Ich kannte ihn indirekt. Ich kannte einen Zeichner, der ab und zu ein wenig Ghost-Zeichnungen für Foster machte. Hal liebte es, am Morgen aufzustehen und den Tag mit einem großen Glas Bourbon zu beginnen. Manchmal übertrieb er es, und dann mußten seine Ghost-Zeichner einspringen und seine Sachen inken oder so.
Ehapa: Was mich fasziniert ist, daß sie ein Zeuge der Geschichte sind: Sie sind eine Zeuge des ersten Weltkriegs, der Prohibition, des zweiten Weltkriegs, der Kennedy-Morde. Haben diese Dinge Sie beeinflußt, hatten Sie Einfluß auf die Duck-Comics?
Carl Barks: Nun, auf eine Weise hatten sie das. In meinen Duck-Comics habe ich immer impliziert, daß, egal wie schlimm das Problem ist, es irgendwann wieder verschwinden wird. Daß alle Arten von Sorgen und Problemen zeitlich begrenzt sind. Wie auch Kriege, wenn sie mal vorbei sind, vergessen sie alle und ziehen die nächste Generation von Kanonenfutter auf...
Comic Forum: Wir wissen alle über die Behinderungen der damaligen Zeit bescheid, wie daß man Enten keine Brüste zeichnen durfte etc.. Aber gab es auch Dinge, Vorgaben, ich meine im positiven Sinne, die der Herausgeber wollte?
Carl Barks: Die Herausgeber haben mir nie solche Direktiven gegeben. Sie gaben mir die Freiheit zu schreiben und zu zeichnen wie es mir einfiel. Nur sehr, sehr selten kritisierten sie etwas oder wollten eine Änderung. Sehen sie, ich hatte sieben Jahre Training in story-construction in den Disney Studios gehabt und ich kannte die Grenzen in Richtung Gut und Böse, die die Enten nehmen konnten - und trotzdem noch immer lustig bleiben würden.
Und als ich begann die Duck-Familie zu erweitern, ließ ich diese Leute wie Daniel Düsentrieb (Gyro) oder Gundel Gaukelei (Magicka) auf eine glaubhaft phantastische Art auftreten, lustig auf eine gewisse Weise, also waren sie akzeptierbar. Ich bin sicher, ich hätte eine Hexe zeichnen können, die für die Herausgeber unakzeptierbar gewesen wäre, oder einen Erfinder, der die falsche Art von Dingen erfunden hätte, Atombomben, Maschinengewehre und so, aber ich ließ die Erfindungen harmlos.
Comic Forum: Was denken Sie über neue Versionen Ihres Materials, wie DuckTales?
Carl Barks: Nun, ich mag DuckTales. Ich mag, was sie damit tun wollten. Sie hatten wirklich einen sehr schweren Job vor sich: Wenn sie nur eine meine Geschichten als Basis für die Handlung genommen hätten, wären das vielleicht 10 Minuten auf dem Bildschirm geworden. So mußten sie die Stories um eine Reihe neuer Abenteuer erweitern, neuen Verwicklungen und neue Charaktere wie den Piloten oder das kleine Mädchen. Sie mußten viele neue Dinge, einführen, die nicht unbedingt mit meinem alten Story-Plot verbunden waren. Daher verliere ich, bevor eine halbe Stunde DuckTales vorbei ist meist den Überblick, worum es in der Geschichte geht...
Speedline: Als sie die Stories in den 40ern gemacht haben, hätten sie je geglaubt daß Ihre Geschichten noch 50 Jahre später so populär sein würden?
Carl Barks: Nun, ich bin erstaunt, denn durch mein Kommen hierher habe ich herausgefunden, daß diese Dinge wirklich populär sind. Leute haben sie analysiert und immer wieder aufgelegt. In Amerika hängen alle dem Superman-Sammlerwahn nach und meine Enten sind fast vergessen. Daher finde ich das ausgesprochen befriedigend, hierher zu kommen und all diesen Enthusiasmus für meine Enten-Geschichten zu sehen. Es gefällt mir sehr gut.
Speedline: Wissen sie die Kinder heute mögen die Geschichten genau so gerne wie damals. Mein kleiner Neffe etwa mag die Barks Library sehr gerne. Er denkt, die Geschichten wären gestern gemacht worden und dabei sind sie 40, 50 Jahre alt und funktionieren immer noch.
Carl Barks: Nun, ich denke das liegt daran, daß die Geschichten zeitlos sind, sie waren nicht in irgendeiner Weise zeitbezogen: Meine Autos zum Beispiel gehören nicht zu irgendeiner Zeit, sie sind einfach Phantasie-Autos. Das einzige, das heute noch genau so ist wie damals, sind Länder. Ich habe die Ducks nach Afrika geschickt, und Afrika hat sich seitdem nicht so besonders viel verändert, es ist immer noch sehr wild. Ja, ich denke das ist es, die Dinge sind nicht zeitbezogen, vieles kann auch heutigen Kindern so passieren, Rollschuhlaufbewerbe, Wettkämpfe auf die eine oder andere Art. Sie machen noch immer die selben Sachen, wenn sie aufwachsen, wie zu der Zeit als ich ein Kind war.
Speedline:
Auch die Orte in den Geschichten Trala La
und
Lost in the Andes
sind nicht genau
festzulegen. Das macht wohl auch die Faszination der Geschichten aus.
Carl Barks: Nun, grundsätzlich war das Erzählen von Geschichten, besonders über einen besonderen Ort, oft genug, damit Leute sich dafür interessierten - eben, um mehr über den Ort zu erfahren, über die Leute, die dort leben. Es ist ein sehr guter Trick geographische Orte zu benutzen, sie sind bereits so interessant, daß sie die Neugier der Leser wach halten.
Comic Forum: Haben Sie eigentlich eine Moral in Ihre Geschichten verpackt?
Carl Barks: Nicht absichtlich. Ich hatte zu keiner Zeit beabsichtigt zu predigen. Die Moral hat sich einfach manchmal in der Geschichte ergeben, wie die Bestrafung Donalds für etwas, das er nicht hätte tun sollen.
Comic Forum: Oft hatte er einfach Pech.
Carl Barks: O ja. Davon hatte er genug. Er hätte die Dinge, seine Ideen nicht so weit treiben sollen, das hat ihn in Schwierigkeiten gebracht.
Comic Forum: Das klingt wie eine Moral.
Carl Barks: Ja, das stimmt. Geh nie herum und gib an, daß du etwas tun kannst, außer du kannst es wirklich tun.
Comic Forum: Ist da ein Teil Ihres Leben in dieser Moral? Sie haben ja in so vielen unterschiedlichen Bereichen gearbeitet.
Carl Barks: Ich fand es sehr schwer, mein Leben in Bereichen zu verdienen, wo ich mit anderen konkurrieren mußte. Erst als ich in den Comics ganz allein arbeiten konnte, kein Konkurrent in Sicht, konnte ich etwas tun, das erfolgreich war.
Comic!: Wie denken Sie über europäische Comics. Was kennen sie, Lucky Luke vielleicht oder Asterix?
Carl Barks: Beide. Ich denke, daß einer der Gründe, weshalb Comics wie Lucky Luke erfolgreich sind, der Inhalt der Zeichnungen sind. Sie sind so unterschiedlich von dem, was man hier in Europa zu sehen bekommt, die Landschaft etwa - es ist eine phantastische Welt, gute Zeichnungen und seltsame Geschichten mit lustigen Gags. Wie Asterix. Das ist eine ganz schöner Haufen verrückter Dingen, die da in Asterix vor sich gehen, und die Zeichnungen sind hervorragend. Es ist verständlich, daß Länder wie die, die ich bis jetzt in Europa besucht habe, mit ihrem Interesse für kulturelle Dinge wie Literatur und Kunst, sich auf so etwas wie Asterix stürzen.
Comic Forum: Wie ist Ihre Reaktion darauf hier wie ein Künstler, nicht nur Zeichner sondern wirklicher Künstler, behandelt zu werden?
Carl Barks: Nun, ich bin sehr stolz, das das passiert. Es inspiriert mich weiterzumalen, lange nachdem ich mich eigentlich schon pensionieren und zu Bett gehen hätte sollen. Das letzte Bild, das ich gemalt habe ist eine kleine Geburtstagsparty aller Bewohner von Entenhausen für Donald zu seinem 60er. Das kommt als Seriegraphie heraus in September.
Wolfgang J.Fuchs: Warum verwenden sie eigentlich so starke Farben in Ihren Gemälden? Diese starken Grün- und Rosa-Töne? Viele Leute, die in Stuttgart zu der Ausstellung gehen, kommentieren das immer.
Carl Barks: Ich war schon immer der Meinung, daß die Farben einer der Gründe waren, weshalb die Disney-Filme so populär wurden. Farbe ist etwas Magisches, es bewegt die Herzen der Menschen mehr als vieles andere. Manche Farben machen ganze Filme aus, die Stimmungen die Gefühle. Wenn ich mit einem Gemälde fertig bin, denke ich mir, o nein, ich hab's wieder nicht geschafft, die Farben sind noch immer nicht so kräftig, wie ich sie gerne hätte.
Wolfgang J. Fuchs: Mir ist auch aufgefallen, daß sie die Lichtquelle meistens direkt im Bild haben, während andere Künstler bemüht sind, die Lichtquelle eher außerhalb des Bildes zu plazieren.
Carl Barks: Ja, das mache ich manchmal. Nun das ist ein... interessanter Trick.
Comic Forum: Was denken sie dann über die mehr flächige Kolorierung der Barks Library?
Carl Barks: Ach, Sie meinen die Reprints. Nun, sie verwenden Air-Brush und so. Ich mag das, ich mag diese stimmungsvollen Farben in den Comics. Wenn man in Comics sehr starke, kräftige Farben verwendet, sieht das meist nicht sehr gut aus, aber in meinen Gemälden kann ich das machen, ohne die Augen der Leute zu verletzen.
Comic Forum: Wie kamen Sie eigentlich auf das Schwimmen Dagoberts ($crooge) im Geld?
Carl Barks: Nun, ich suchte nach einem Weg, zu zeigen, wie sehr Dagobert Geld genießt, und da ich machte diese Zeichnung mit ihm, wie er hineinspringt und so. Und es sah lustig und lächerlich aus, also begann ich es häufiger zu verwenden. Es ist natürlich unmöglich, wenn man darüber nachdenkt. Einmal versuchen es auch die Panzerknacker und schaffen es nicht. Ich ließ Dagobert später in der Geschichte erklären daß es eben ein bestimmter Trick sei.
Eben nur die reichste Ente der Welt kann das tun.
Comic Forum: Was denken sie über die Arbeiten ihrer Nachfolger wie Don Rosa?
Carl Barks: Don Rosa ist ein Meister des Details. Ich denke, er hat eine große Gefolgschaft bei Leuten, die ein Auge für detaillierte Arbeit haben. Und Schattierung. Er zeichnet überhaupt nicht nach dem Disney-Stil, er hat seinen eigenen Stil. Er wird eine große Gefolgschaft von Leuten haben, die eben Don-Rosa-Enten mögen.
Bill Grandy: Er hat mehr einen Underground-Stil.
Comic Forum: Sie haben ja noch zu der Zeit aktiv gearbeitet, als die Underground Comix aufkamen. Was war Ihre Meinung dazu damals?
Carl Barks: Ich mochte sie nicht und ich mag sie noch immer nicht. Ich habe in Pornographie nie etwas Lustiges oder Interessantes gesehen und viel davon war einfach Pornographie, die versuchte, die schmutzigen Dinge der menschlichen Existenz zu nehmen und sie zu glorifizieren.
Comic Forum: Was bedeutet Comics für sie? Sehen sie es als Medium?
Carl Barks: Comics sind eine Literaturform, die immer mehr und mehr als Literatur anerkannt wird. Ich sehe keinen Grund, weshalb sehr gut gezeichnete Comics nicht genau so gut wie Shakespeare oder jede andere Form menschlicher, künstlerischer Kommunikation bestehen können sollen.
Das Gespräch fand am 29.6.1994 im Hotel Vier Jahreszeiten in München statt.
The full interview appeared in Comic Forum # 65 -
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